Adventskonzert des Hellershofer Gesangvereins füllt die evangelische Kirche
Von unserem Korrespondenten Hans Georg Frank
Am Ende war auch Cosima Hermann rundum zufrieden. Und spürbar erleichtert. „Es ist gut gelaufen“, stellte sie bei ihrer Premiere als Chorleiterin des Hellershofer Gesangvereins fest. Der Liederkranz hatte zu einem Adventskonzert in die evangelische Kirche eingeladen. Damit verbunden war der erste große Auftritt der 20-Jährigen, die bis zu viermal ältere Sänger mit leichter Hand führte. Das Publikum hatte die Studentin aus Schorndorf gleich zu Beginn mit wohlwollendem Applaus im Sandland begrüßt.
„Advent in den verschiedenen Zeitepochen der Welt“, hatte die Vorsitzende Katja Frank den erwartungsvollen Zuhörern versprochen. Also reichte das Programm vom Südtiroler Liedgut über österreichische Volksweisen bis zum schwedischen Weihnachtsgruß aus dem Jahr 1860 – letzteren teilweise in der Sprache von IKEA und Knäckebrot intoniert: „Jul, jul, strålande jul, glans över vita skogar.“ Mit „Seht, es kommt die heil’ge Zeit“ gab es auch einen musikalischen Abstecher nach Böhmen.
Der „Eintracht“-Männerchor erwies sich in dem 1924/25 erbauten Gotteshaus als stimmgewaltiger Klangkörper. Er wechselte sich ab mit der gemischten Singgruppe unter Leitung von Martin Fordinal, die sonst ein Erfolgsgarant der Jahresfeier am Wochenende nach Ostern ist. Beim Adventskonzert konnte sie, von Instrumentalisten begleitet, sehr überzeugend vorführen, dass sie nicht nur poppige Schlager zu interpretieren weiß.
Mit dem Hausherrn hatte der Liederkranz auch einen fachkundigen Moderator gefunden. Pfarrer Eberhard Bauer stellte einige der 13 Lieder mit verbindlichen Worten und informativen Details vor. „Es kommt ein Schiff geladen“, vor rund 600 Jahren entstanden, sei wohl „einer der größten Hits aller Zeiten“. Das Publikum erfuhr aus berufenem Mund, dass die Nummer 1 des Evangelischen Gesangbuchs, „Macht hoch die Tür“, dem Königsberger Pfarrer Georg Weissel zu verdanken sei. Dieser habe es 1623 gedichtet zur Einweihung seiner Altroßgärter Kirche, wobei er sich von Psalm 24 habe inspirieren lassen.
Pfarrer Bauer freute sich mit dem Veranstalter, „dass sich so viele auf den Weg gemacht haben“. Für den Seelsorger wurde mit dem besinnlichen Konzert des Liederkranzes „ein Stück des Zusammenhalts“ im Schwäbischen Wald deutlich. Lächelnd merkte er noch an, dass er sehr froh sein könnte, „wenn jeder sonntägliche Gottesdienst so gut besucht wäre“.
Das Motto des besinnlichen Abends hätte einem modernen Adventslied entliehen sein können: „Hör in den Klang der Stille“, heißt es im Werk des zeitgenössischen Komponisten und Texters Lorenz Maierhofer (Jahrgang 1956) aus Graz in der Steiermark. Denn: „Sorgen flieh’n davon“.
Für die Zugabe gingen Männerchor und Singgruppe wieder beinahe zwei Jahrhunderte zurück. Der „Andachtsjodler“ hat erstmals 1830 die Christmette in Sterzing (Südtirol) stimmungsvoll bereichert – in Hellershof entfalte das Traditionsstück dieselbe Wirkung.