Für Fan erfüllt sich ein Herzenswunsch

Hellershofer Gesangverein würdigt bei seiner Jahresfeier-Revue die Heimatliebe

Für Überraschungen ist die Jahresfeier des Hellershofer Gesangvereins auch nach über vier Jahrzehnten gut. Das Publikum lässt sich so begeistern, dass sich viele Fans beim Applaus nicht mehr auf den Stühlen halten können.

Von unserem Korrespondenten Hans-Georg Frank

Kaisersbach. Der 2. April 2016 geht in die Geschichte des 1899 gegründeten Hellershofer Gesangvereins ein. Erstmals Jahresfeier Hellershof 2016 Debütbelohnte das Publikum die Leistungen der bestens disponierten Singgruppe bei der Jahresfeier mit Standing Ovations. Die Zuschauer und Zuhörer waren von den Leistungen auf der Bühne in der Kaisersbacher Gemeindehalle derart begeistert, dass es etliche förmlich von den Stühlen riss. Mit reichlich Applaus bedankten sie sich für einen wundervollen Abend – und erzwangen zwei Zugaben. Die Akteure waren sichtlich gerührt, hatte es eine solche Anerkennung doch noch nicht gegeben, obwohl die etwas andere Leistungsschau des Gesangs bereits seit 1973 geboten wird. Allerdings wissen die Sandländer Unterhaltungskünstler durchaus um ihre Qualitäten, muss doch ihre Show wegen des großes Interesses seit langem an zwei Abenden veranstaltet werden, weil die Nachfrage nach Karten so groß aus. Auch diesmal war wieder „volles Haus“.
Eine besondere Form der Wertschätzung pflegt Linda Hudelmaier aus Alfdorf. Sie gehört se

Jahresfeier Hellershof 2016 Hardi Hänle
Hardi Hänle

it gut 20 Jahren zu den treuesten Stammgästen. Immer wieder träumte sie sich auf die Bühne, wünschte sich kaum etwas sehnlicher, als einmal mit den so professionell wirkenden Amateuren mitzusingen. Nun fasste sie sich ein Herz und rief einfach Martin Fordinal an, den musikalischen Leiter. Zwar singt sie seit ihrer Konfirmation im örtlichen Kirchenchor, aber im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit eines verwöhnten Publikums stand sie noch nie. Vorsitzender Günther Frank, der mit seiner Tochter Katja die Show maßgeblich konzipiert, erkannte den Unterhaltungs- und Werbewert des Ansinnens der Alfdorferin (Jahrgang 1948). Geschickt wurde die Wunscherfüllung ins Programm eingebaut. Nur Lindas Ehemann wusste einigermaßen Bescheid, die beiden ahnungslosen Töchter kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sie seien „stolz und sprachlos“, sagten sie über Mutters Courage.
Linda Hudelmaier fand gleichsam eine neue musikalische Heimat, womit sich ihr Debüt bestens einfügte in das Thema des Abends: „Heimatliebe.“ In einer Zeit, da Flüchtlinge wegen eines Krieges oder politischer Verfolgung ihr Land verlassen müssen, sollte der Wert der Heimat besonders betont werden. Mit einer Feststellung des weltgewandten Superstars Herbert Grönemeyer überschrieben die Hellershofer Macher ihr Programm: „Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl.“ Der Männerchor der „Eintracht“, geleitet von Wolfgang Hänle, stimmte mit seinem eher traditionellen Beitrag auf die Wertschätzung der Herkunft und des Zusammenlebens ein. Die 18 Sänger, teilweise instrumental begleitet, verblüfften mit ihrer Ausdrucksstärke, mit der sie unter Beweis stellten, dass Qualität entscheidend ist, nicht Quantität. Für Überraschung sorgte die eigens für Gesangvereine arrangierte Schnulze „Zwei kleine Italiener“ von 1962, die das Heimweh der „Gastarbeiter“ aufgriff.
Jahresfeier Hellershof 2016 Hermann Hänle Katja FrankMehrfach zeigte sich, dass der Liederkranz gerade mit seiner Jahresfeier die Klammer zur Heimat ist. Hermann Hänle (Jahrgang 1973) kehrt als Marketing-Manager aus Stuttgart gerne ins Sandland zurück, bewährt sich mit Cello und Posaune ebenso wie als charmanter Duettpartner. Sein Bruder Hardi (Jahrgang 1975) ist im 255 Kilometer entfernten Freiburg zwar ein unverzichtbarer Bespaßer der Studentenschaft, aber sein Herz hängt so sehr an der Heimat, dass er mal eben eine Hymne gedichtet hat: „Meim gliabta Ländle, dem halt i a Ständle.“ Dabei dürfen natürlich Schätze wie „dr Hefazopf von dr Becka-Hilde“ nicht fehlen.
Heimatliebe in vielfältigster Ausprägung packte die Gesangs- und Instrumentalgruppe in ihre zweistündige Revue der Superlative. Dabei ging es größtenteils sehr fröhlich, flott und frisch zu, doch es klangen auch nachdenkliche Töne an, wenn gleichsam gebetet wird: „Lieber Gott, zeig den Menschen den Weg.“ Auch die „Heimat im Glauben“ der Kastelruther Spatzen mahnte zu mehr Wertschätzung: „Für jede Stunde hier auf Erden, Herr, dank ich dir.“ Viel gefühlvoller als das
Original gelang Bernd Weller und Aylin Deiss „Deine Heimat will ich Jahresfeier Hellershof 2016 Aylin Deiss 2sein“. Die 16-jährige Schülerin aus Schorndorf war sowieso der Liebling des Abends. Vor elf Jahren wagte sie sich das erste Mal auf jene Bretter, die angeblich die Welt bedeuten. Mit Talent und Ehrgeiz hat sie sich zu einer erstklassigen Sängerin entwickelt. Dass sie dabei die Bodenhaftung nicht verliert, führte sie mit ihrem frenetisch gefeierten „I bin a Dorfkind“ vor Augen und Ohren.
Fasziniert stellen Stammgäste fest, mit welchem Engagement sich das Drei-Generationen-Team in ihrer selbst geschaffenen Wohlfühl-Atmosphäre immer wieder zu Höchstleistungen anspornen, somit weit entfernt sind von einer Kopie ihrer selbst. Dazu passt die akustische und optische Verstärkung, die Martin Fordinal zu verdanken ist. Er erkannte die stimmlichen Fähigkeiten seiner Schwiegertochter Marina und gewann sie als Sängerin. Der Einstand der pharmazeutisch-technischen Assistentin (Jahrgang 1985) hätte besser nicht gelingen können. Harmonisch fügte sie sich in ein Ensemble, das auch über Naturtalente Jahresfeier Hellershof 2016 Premiere Linda H mit Günter Wahlwie Günter „Wahlo“ Wahl verfügt, der als spaßige Version von Andreas Gabalier fast schon zum Inventar zählt. Und es ist schon arg rührend, wenn ein Amerikaner wie Chris Macchini in echten Lederhosen in den höchsten Tönen das Edelweiß preist.

 

 

INFO

Die Akteure und ihre Helfer

Jahresfeier Hellershof 2016 Männerchor
Der Männerchor des Liederkranz Eintracht Hellershof

Den Männerchor begleiteten Saskia Daiß (Oboe), Bernd Büttner (Klavier) und Hermann Hänle (Trompete, Cello), Dirigent ist Wolfgang Hänle. Zum Hausorchester unter der Leitung von Martin Fordinal gehörten Heins Brückner, Markus Martin, Werner Rothweiler, Heribert und Karin Schwenger. Die Gesangsgruppe bildeten Aylin und Daniela Deiss, Marina Fordinal, Günther und Katja Frank, Hardi und Hermann Hänle, Anni Hirzel, Chris Macchini, Günter Wahl, Bernd Weller, Monika Weller. In Küche, Service und Technik sorgten mehr als 50 Helfer für einen reibungslosen Ablauf.