Liederkranz Hellershof setzt bei seiner Frühjahresfeier neue Akzente – Zweimal volles Haus
Nie zuvor waren die Karten für die Frühjahrsfeier des Hellershofer Gesangvereins so begehrt wie dieses Mal. Was in Kaisersbach geboten wurde, hatte die große Resonanz tatsächlich verdient.
„Super wie immer“ lobte Hermann Witzig die Leistung des Männerchores, der traditionell den ersten Teil des Programms gestaltete. Witzig ist ein Mann vom Fach, er führte zwölf Jahre lang jenen Kaisersbacher Gesangverein, der jüngst nach 131 Jahren mangels Mitstreitern aufgelöst werden musste. „Es ist erstaunlich, was die Hellershofer zustande bringen“, musste er anerkennen. Chorleiter Wolfgang Hänle hatte aus dem gut 250 Titel umfassenden Repertoire der 21 Sänger neun Lieder ausgesucht, mit denen „verschiedene Bereich des menschlichen Lebens gestreift werden“ – Liebe und Leid, Genuss, Abschied, mal ernst, mal heiter, schmissig ebenso wie getragen, auf Deutsch, Italienisch und Französisch, von Mozarts „Ständchen“ bis zu Israels Siegertitel des Eurovision Song Contests von 1979, „Halleluja, sing ein Lied“.
Die „Eintracht“ führte vor, welch breites Spektrum konventioneller Chorgesang heutzutage haben kann. Auch mit der Leistung seiner engagierten Akteure war der pensionierte Lehrer Hänle durchaus zufrieden: „Besser als gut.“
Mit „Sandländer Fernsehgarten“ waren die beiden Vorstellungen in der Kaiersbacher Gemeindehalle überschrieben. Damit konnte eine eigene Version der beliebten Sonntagssendung des ZDF entwickelt werden. „Bunt wie ein Garten ist unser Programm, es soll Balsam für die Seele sein“, sagte Vorsitzender Günther Frank. Zusammen mit seiner Tochter Katja hatte er in bewährter Weise die stets mit großer Spannung erwartete volkstümliche Show arrangiert. 23 Punkte standen auf dem prallvollen Ablaufplan. Schon der fetzige Einzug ließ erahnen, wie schwungvoll die über anderthalb Stunden dauernde Revue ausfallen würden. Von Schlager über Volksmusik und Musical bis zum Rock ging der vergnügliche Spaziergang querbeet durch die Genres der Unterhaltung, inklusive Abstecher ins Komödiantische wie der schwäbischen Frauenpower „Mir roichts, das i woiss, i kennt, wenn i wollt.“ Auch eine Hommage an den verstorbenen Udo Jürgens, gefeiert als „einer der größten Künstler unserer Zeit“, durfte nicht fehlen.
Mit seinem Markenzeichen kopiert sich der Verein nicht selber, immer wieder aufs Neue werden erstaunliche Akzente gesetzt. Das war auch an der Kulisse abzulesen. Geriet das Bühnenbild bislang meist musikantenstadlartig, dominierte jetzt dekorative High-Tech mit Lichtkegeln in wechselnden Farben vor dem großformatigen Foto eines Mustergartens. Die Sandland-Stars liefen hier zur Bestform auf, selbst der Kleiderwechsel – häufiger als bei Helene Fischer – gehorchte professionellen Maßstäben.
Das Publikum ließ sich verzaubern bei diesem Ausflug in die sorgenlose Welt, wo die „Heimat im Herzen“ getragen wird und mit dem „Einmaleins vom Glücklichsein“ gerechnet wird, wie einzelne Titel als Lebensmotto empfahlen. Besonders beeindruckte Aylin Deiss, ein 15-jähriges Talent, das sich vor zehn Jahren erstmals auf die Bühne wagte. Ihre Gesangsausbildung kann als Grundstock für eine vielversprechende Karriere angesehen werden, auch wenn sie sich vielleicht doch lieber für den Fußball entscheiden sollte.
Für die Heiterkeit war vor allem Hardi Hänle zuständig. Bei seinem Kochkurs – es gab Grießschnitten – hätte selbst Johann Lafer noch etwas lernen können. Im wirklichen Leben hat es Hänle in fünf Jahren mit seiner Kultsendung „Heißer Herd“ im Freiburger Studentenradio „Echo FM“ zu einiger Berühmtheit gebracht.
Kaisersbachs Bürgermeisterin Katja Müller erlebte einen mehr als amüsanten Abend: „Ich bin immer wieder fasziniert und überrascht, wie eine relativ kleine Truppe so etwas Professionelles auf die Beine stellen kann – und alles live gesungen, das ist wirklich fantastisch.“ Wer keine der jeweils 366 Karten ergattert habe, „hat etwas verpasst“. Zu den Stammgästen zählen die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins Unterrot, der diesmal mit mehr als 40 Fans angereist war. Die Gemeindechefin ist sich auch des Werts der Frühjahrsfeier für das Renommee ihres Ortes bewusst:
„Ich bin stolz, dass der Gesangverein Hellershof sie in unserer Halle veranstaltet.“
Hans Georg Frank
INFO
Die Mitwirkenden
Für die Frühjahrsfeier verstärkt sich der sonst von Wolfgang Hänle geleitete Liederkranz mit
Sängerinnen und Musikanten. Auf der Bühne standen: Heinz Brückner, Aylin und Daniela Deiss,
Martin Fordinal, Günther und Katja Frank, Hardi und Hermann Hänle, Axel Hannemann, Anni Hirzel, Chris Macchini, Werner Rothweiler, Sonja Schmidt, Heribert und Karin Schwenger, Martin Thorwart, Bernd Weller, Monika Weller.
In Küche, Service und Technik waren über 50 Helfer eingespannt.